Waehrend weltweit das Artensterben fortschreitet,weil natuerliche Lebensraeume zunehmend zerstoert werden,versuchen Tierschuetzer und Zoologen seit Jahren,wenigstens einzelne Arten durch intensive Pflege und Zucht zu retten.Derzeit werden von grossen Zoos und Aquarien 56 sehr seltene oder gefaehrdete Arten in institutsuebergreifenden Programmen gezuechtet.Das Fernziel sit,Tiere aus den erholten Bestaenden wieder in ihre angestammten Reviere auszuwildern,doch dies erweist sich als ein steiniger Weg,gepflastert von Misserfolgen.
So hat das US-Ministerium fuer Fischerei und natuerliche Ressourcen 405 Versuche analysiert,Tiere in Nordamerika,Australien und Neuseeland auszuwildern.Mehr als 60 Prozent der aufgezogenen Wesen gingen dabei zugrunde.Andererseits waren dreviertel jener Wildtiere,die nur voruebergehend gefangen,gepflegt und dann wieder freigelassen wurden,erfolgreich beim Sichern der Arterhaltung.Waren also die Zootiere zu sehr verhaetschelt und/oder auf den Menschen gepraegt worden?In einigen Faellen duerfte dies der Grund fuer das Scheitern gewesen sein.Doch es gibt Gegenbeispiele:Manchmal muessen die Tiere zunaechst auf Menschen ausgerichtet werden,damit sie von zweibeinigen Vorbildern?das richtige Verhalten in der Wildnis lernen.
Ein Paradebeispiel fuer menschenferne?Erhaltungszucht ist der kalifornische Kondor.Die letzten Exemplare ihres Stammes wurden eingefangen und vermehren sich derzeit im Zoo von San Diego erfreulich gut.Dabei wird jedoch alles getan,um eine Bindung der Voegel an Menschen zu vermeiden.Die Kuekenpflege-und fuetterung erfolgt nur mit Kondor-Attrappen,notwendige Behandlungen finden in dunklen Zellen oder hinter Sichtblenden statt.Den Pflegern ist sogar das Sprechen in ihrer Naehe untersagt,denn die aeusserst seltenen Voegel koennten Sprache und Futter in Verbindung bringen.Das strikte Haende-weg-Prinzip?scheint wohlbegrdet zu sein.Die Zoologen haben die Auswilderung an einer verwandten,weniger bedrohten Art geuebt:Beim Anden-Kondor erwies sich diese Vorgehensweise als erfolgreich.
Gegenteilige Erfahrungen machte man am kalifornischen Monterey Bay Aquarium mit aufgepaeppelten Seeotter-Waisen.Zunaechst hatten die Zoologen die Tiere moeglichst menschenfern gehalten in der Annahme,jede artfremde Bindung sei schaedlich.Doch freigelassene Otter drohten zu verhungern,weil sie in der Wildnis nicht zurechtkamen.Erfolgreich hingegen war die umgekehrte Strategie:Die possierlichen Jungotter wurden auf Menschen ausgerichtet,und Taucher brachten ihnen bei,wie man im Meer die wichtigste Beute naemlich Krabben,faengt und mit Steinen knackt.Inzwischen haben mehrere Otter solche Kurse absolviert und die Weiten des Ozeans gesucht--einmal selbstaendig,fanden sie ihre menschlichen Stiefeltern offenbar langweilig.
Den Zoologen bleibt nur der muehsame Weg,fuer die verschiedenen Tierarten jeweils eigene,optimale Methoden der Auswilderung zu finden.So entsteht allmlich ein neuer Wissenschaftszweig.
(nach:Hans Schuh,Die Zeit?Januar 1992)
Aufgaben
1.Worin ist Ihrer Ansicht nach das Artensterben begruendet?Erlaeutern Sie an zwei Ihnen bekannten freigewaehlten Beispielen!
2. Was versteht der Autor unter dem Begriff Auswilderung?
3.wann kann der Zoologe sein Experiment als geglueckt betrachten?
4.Den Vorgang dermenschfernen?Aufzucht nennt der Autor das Haende-weg-Prinzip?Wie koennte man das gegenteilige Vorgehen nennen?Finden Sie eine Bezeichnung und beschreiben Sie,wie sich die Zoologen bei dieser Methode verhalten!
5.Auch die Dinosaurier mussten aussterben!Handelt der Mensch ueberhaupt richtig,wenn er in den Evolutionsproze?eingreift?Sehen Sie einen logischen Zusammenhang zu der in Aufgabe 1 gestellten Frage?Nehmen Sie ausfuehrlich Stellung!
From:https://www.dbfei.com/Article/deyu/201311/5361.html