Ole Luk-SONNABEND
"Bekomme ich nun Geschichten zu hören?" fragte der kleine Hjalmar, sobald Ole Luk-Oie ihn in den Schlag gebracht hatte. "Diesen Abend haben wir keine Zeit dazu", sagte Ole Luk-Oie und spannte seinen schönsten Regenschirm über ihm auf. "Betrachte nun diese Chinesen!" Und der ganze Regenschirm sah aus wie eine große chinesische Schale mit blauen Bäumen und spitzen Brücken und mit kleinen Chinesen darauf, die dastanden und mit dem Kopf nickten. "Wir müssen die ganze Welt bis morgen schön aufgeputzt haben", sagte Ole Luk-Oie; "es ist ja dann ein Feiertag, es ist Sonntag. Ich will zu den Kirchtürmen hin, um zu sehen, ob die kleinen Kirchenkobolde die Glocken polieren, damit sie hübsch klingen! Ich will hinaus auf das Feld und sehen, ob die Winde den Straub von Gras und Blättern blasen; und was die größte Arbeit ist, ich will alle Sterne herunterholen, um sie zu polieren. Ich nehme sie in meine Schürze; aber erst muß ein jeder numeriert werden, damit sie wieder auf den rechten Fleck kommen können, sonst würden sie nicht festsitzen, und wir bekämen zu viele Sternschnuppen, indem der eine nach dem andern herunterpurzeln würde!"
"Hören Sie, wissen Sie was, Herr Luk-Oie!" sagte ein altes Portrait, welches an der Wand hing, wo Hjalmar schlief; "ich bin Hjalmars Urgroßvater; ich danke Ihnen, daß Sie dem Knaben Geschichten erzählen, aber Sie müssen seine Begriffe nicht verwirren. Die Sterne können nicht herunterkommen und poliert werden: Die Sterne sind Weltkugeln, ebenso wie unsere Erde, und das ist gerade das Gute an Ihnen."
"Ich danke dir, du alter Urgroßvater", sagte Ole Luk-Oie; "ich danke dir! Du bist ja das Haupt der Familie; du bist das Urhaupt: aber ich bin doch älter als du! Ich bin ein alter Heide; Römer und Griechen nannten mich den Traumgott! Ich bin in die vornehmsten Häuser gekommen und komme noch dahin! Ich weiß sowohl mit Geringen wie mit Großen umzugehen! Nun kannst du erzählen!" Und da ging Ole Luk-Oie und nahm seinen Regenschirm mit.
"Nun! Nun! Man darf wohl gar seine Meinung nicht mehr sagen!" brummte das alte Portrait. Und da erwachte Hjalmar.
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